SCHLOSS THUNSTETTEN - EIN HERAUSRAGENDES BEISPIEL BAROCKER BAUKUNST
Das barocke Schloss, oder auch Sommerresidenz, wurde 1713-1715 von Hieronymus von Erlach (* 31. März 1667 in Bern; † 28. Februar 1748 in Hindelbank) gebaut. Es ist das erste Schloss im französischen Stil im Kanton Bern.
Das Schloss wurde nach den Plänen des französischen Stararchitekten Joseph Abeille, «Ingenieur seiner allerchristlichsten Majestät Louis XIV» gebaut, im Stil von Versailles. Es ist eine typische Berner Campagne, eine Sommerresidenz, «une maison entre cour et jardin», ein Repräsentationsbau, Lusthaus und Verwaltungssitz der Herrschaft. Zum Bauführer wurde der junge Berner Steinwerkmeister Abraham Jenner bestimmt.
Zum Schloss Thunstetten gehörte früher viel Land und Wald. Das Land reichte bis weit zur Längmatt hinunter und gegen Bleienbach. Durch die vielen Besitzerwechsel schmolzen die Landstücke zusammen, Waldungen wurden verkauft. Bis 1970 betrug die Fläche des zum Schloss gehörenden Landes inkl. Schloss und zwei Bauernhöfe, mit wenig Wald, ca. 40 ha. Heute gehört nur noch der direkte Umschwung und der Garten zum Schloss.
Das Hauptgebäude wird «Corps de logis» oder «maison entre cour et jardin» genannt. Es ist 1-stöckig, die 2. Etage ist im Dach integriert. Im 1. Stock befinden sich acht Kammern, sehr einfach gestaltet mit Holzriemenboden und Cheminée, in drei Zimmern je ein Kachelofen. Die Lukarnen sind über drei Stufen erreichbar. Über dem 1. Stock befindet sich ein riesiger Dachboden.
Seitenflügel
In den Seitengebäuden waren die Stallungen und Bediensteten untergebracht. Im östlichen Flügel befand sich die Schlossküche (wie heute noch), allerdings mit einem Zugang zum Hauptgebäude, der heute nicht mehr besteht. Später, im 19. und 20. Jahrhundert, fanden darin auch Dienstleistungen wie Käserei, Pferdewechselstation und Schmitte sowie drei Wohnungen für Angestellte und ein Schneider Platz. Heute sind dort zwei Mietwohnungen sowie ein Museum und weitere Miet- und Betriebsräume des Schlosses untergebracht.
Fassade
Bei der Renovation nach 1970 wurde festgestellt, dass die Sandsteinfassade ursprünglich gemalt war. Die Farbe wurde aus Kalk und der Asche von Rebstöcken hergestellt. In Bern sind ebenso einige wenige Sandsteinfassaden so bemalt.